HAGENBURG: Als der Lehrer noch INFORMATOR hieß

1744 kaufte der Postmeister Joachim Hermann Engelke ein kleines Haus vom brachliegenden Salzbergwerk in Wiedenbrügge in der Nähe der Landwehr.  Er ließ es auf das Grundstück seines Freihofes umsetzen, direkt vorne an den Weg:

“… und darin eine Wohnung zur Schule und für den Informator errichtet, einen kleinen Backofen im Gange anlegen und einen Keller darunter graben lassen, oben unterm Dach aber, den aus der Spitze des großen Hauses genommenen Taubenschlag angelegt.” (Hermann Wilhelm Engelke, Lagerbuch)

Da Engelke vom Lehrer als einem Informator spricht, was zu der Zeit eher auf einen Privat- oder Hauslehrer hindeutet, könnte es sich, ergänzend bestehenden Schule in Altenhagen, um eine private Schule möglicherweise für Kinder aus der Landwirtschaft gehandelt haben, wie sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts an der Langen Straße in Hagenburg bestand.  

Karte des Engelkeschen Grundstücks im 18. Jahrhundert @Nachlass Gessert

A das Wohnhaus

B das Schulhaus

C mein Haus (Hermann Wilhelm Engelke)

D die kleine oder rothe Scheune

E die große Scheune

HAGENBURG: „Muße und Geld für das Hobby des Kaisers“

Am Hagenburger Kanal liegt die Keimzelle des Hannoverschen Segelsportes

 „Zwischen den grünen Wiesen und dem braunen Kanal führt der Weg weiter, Hagenburg zu, das sich ganz im Grünen zusammenduckt. Im rosenvollen Gasthausgarten hinter hellgrüner Wildweinwand ist ein Platz. Dort kühlen wir uns, bis ein Boot frei wird.“ Es mag das „Deutsche Haus“, oder das „Gasthaus Wilhelmstein“ gewesen sein, wo der müde und erhitzte Wanderer Hermann Löns eingekehrt ist. Genau läßt sich das Geschehen an einem  „Julitag am Steinhuder Meer“ nicht mehr feststellen. Irgendwann, vor dem Ersten Weltkrieg muss sich das zugetragen haben. Die Steinhuder Meer-Bahn, von Wunstorf aus kommend, hatte Touristen nach Steinhude gebracht. Einige von ihnen, darunter auch Hermann Löns, wanderten zu Fuß gen Hagenburg, so gut es geht durch den nassen, sumpfigen Ufersaum gen Hagenburg und den Hagenburger Kanal in Richtung Schloß.

Zu dieser Zeit gehörten die gesamten Hoheitsrechte für das Steinhuder Meer noch der Familie zu Schaumburg-Lippe. Um 1900 betreuten „Fürstliche Matrosen“ den Ausflugsverkehr zum Wilhelmstein noch von Hagenburg aus. Waren genug Interessenten für eine Überfahrt vorhanden, wurde auf dem Dach des Schlosses die Fahne gehisst und ein Auswanderer setzte die Passagiere über. Mit der Eröffnung der Steinhuder-Meer-Bahn und dem Bau des Strandhotels änderte sich die Situation nach und nach zu Ungunsten Hagenburgs gegenüber Steinhude. Die Fürstliche Hofkammer musste reagieren und den Steinhudern das „Fahren auf dem Meer“ erlauben. Während es 1905 erst zehn Genehmigungen gab, waren es 1908 schon 32 Steinhudern erlaubt und 1910 dann 37 Steinhudern.     

„Keimzelle des hannoverschen Segelsports“

Aber auch in anderer Hinsicht war Hagenburg die Keimzelle. Die ersten organisierten Segler hatten sich am 1. April 1906 im Hagenburger Yachtclub zusammen gefunden. Die beiden pensionierten Seeoffiziere Kapitän a.D. Walter und Kapitänleutnant Menger, beide aus Hannover, hatten zusammen mit 15 Gleichgesinnten bei der Hofkammer das „Privileg zur Befahrung“ des Meeres einholen müssen.

Der Bootsschuppen befand sich – vom Ort aus gesehen – links neben dem Kanal gegenüber dem heutigen Yachtclubgelände, die Clubmesse war auf dem Wilhelmstein. Das Clublokal befand sich im Winter im Hotel Battermann in Hannover. Das einzige Kielboot – Rechtfertigung für den stolzen Namen „Yacht-Club“ wurde zwei Jahre später verkauft. Ein Schwertboot vom Flundertyp, sowie zwei Marinegigs genügten fortan für die Fahrten auf der noch sehr einsamen Wasserfläche.  

Erst zwei Jahre später gründete sich der Seglerverein Steinhude, aus dem die Berufssegler schon bald wieder ausschieden und einen dritten Verein gründeten. Zwischen den drei Clubs entwickelten sich freundschaftliche Beziehungen und sie bildeten schon vor dem Ersten Weltkrieg „Wettfahrtvereinigung Steinhuder Meer“.

„Die Schilderung des Vereinslebens in diesen Gründerjahren“, schrieb Hans Langenfeld, „atmeten den Geist des wohlsituierten, aber durchaus nicht protzigen hannoverschen Besitz- und Bildungsbürgertums, das Muße und Geld hatte für ein Hobby, das auch der Kaiser ostentativ pflegte.“ Alle drei Vereine dürften 1914 nicht mehr als 100 Mitglieder gezählt haben.  Zum Hagenburger Yacht-Club gehörten unter anderem die hannoverschen Industriellen Sprengel und Stichweh.

Nachdem 1924 die drei Vereine dem Deutschen Seglerverband beigetreten waren, ließ man sogar die Ausscheidungsregatten für die Olympiade 1928 auf dem Meer austragen. 1934 fusionierten der Hagenburger und der Steinhuder Yacht-Club zum Hannoverschen Yachtclub und baute sein drittes Clubhaus am Maschsee. Die Keimzelle allerdings, das Bootsschuppen am Hagenburger Kanal, wurde später aufgegeben.

Der heutige Hagenburger Yachtclub, der nicht zuletzt zur Unterscheidung Yachtclub „von“ Hagenburg heißt, ist 1969 gegründet worden und mit seinem Yachthafen und dem Clubgelände auf der anderen Seite des Kanals angesiedelt.

Fleckentour 2.0

Die Fleckentour ist 2012 im Auftrag des Rates der Gemeinde Hagenburg mit Leader-Unterstützung als “punktuelle Ausschilderung” von Sehenswürdigkeiten erstellt worden. Im Bewusstsein weiterer technischer Entwicklung sind die Schilder bereits mit QR-Codes versehen worden, um dem Nutzer nicht nur den Inhalt auf dem Schild, sondern weitere Informationen im Internet vermitteln zu können.

Geradezu sprunghaft hat sich im vergangenen Jahrzehnt die Technik entwickelt. Zur Fleckentour-Neuauflage 2.0 als Teil der Storchenroute Seeprovinz im Jahr 2022 wird dem Nutzer ein vertieftes Angebot an Texten, Bildern und Videos im Internet zur Verfügung stehen.