SACHSENHAGEN: 360-Grad-Schlossturm in Arbeit

Schlossturm – oberer Raum

 

 

 

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Schlossturm – unterer Raum

AUHAGEN: Balken gesucht – Schulhaus gefunden

“Der Türbalken des alten Schulhauses ist in ein Haus in Mariensee vermauert”, so heißt es sinngemäß in der Auhäger Ortschronik. Grund genug, sich im Neustädter Land auf die Suche zu machen. Dank geht hierbei an den Ersten Kreisrat des Landkreises Schaumburg, Klaus Heimann, der als Marienseer das Puzzle löste und die Wege zu der Besitzerin ebnete. So konnte nicht nur der Verbleib des Balkens, sondern eines ganzen Schulhauses geklärt werden – und zumindest visuell lauf die Tafel Alte Schule in die Hagenrunde und damit wieder in die örtliche Erinnerung zurückgeholt werden.

Aühäger Schulhaus in Mariensee. Leine-Zeitung 22.06.1988

SACHSENHAGEN: Schnelle Brüter auf dem Schlossturm

 

 

Sie haben sich nicht sehr lange Zeit gelassen. Einige Tage nach dem Bau der neuen Nisthilfe auf dem Schlossturm fanden sich die beiden Adebare im neuen Nest auf dem Schlossturm in Sachsenhagen ein. Die Störche sind nicht beringt, vermutlich werden es aber die beiden Vögel aus dem vergangenen Jahr sein: Paarung – Nestbau – Brutgeschäft, das ist das Programm der nächsten rund 32 Tage, bis die Jungen schlüpfen werden. 

HAGENBURG: Als der Lehrer noch INFORMATOR hieß

1744 kaufte der Postmeister Joachim Hermann Engelke ein kleines Haus vom brachliegenden Salzbergwerk in Wiedenbrügge in der Nähe der Landwehr.  Er ließ es auf das Grundstück seines Freihofes umsetzen, direkt vorne an den Weg:

“… und darin eine Wohnung zur Schule und für den Informator errichtet, einen kleinen Backofen im Gange anlegen und einen Keller darunter graben lassen, oben unterm Dach aber, den aus der Spitze des großen Hauses genommenen Taubenschlag angelegt.” (Hermann Wilhelm Engelke, Lagerbuch)

Da Engelke vom Lehrer als einem Informator spricht, was zu der Zeit eher auf einen Privat- oder Hauslehrer hindeutet, könnte es sich, ergänzend bestehenden Schule in Altenhagen, um eine private Schule möglicherweise für Kinder aus der Landwirtschaft gehandelt haben, wie sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts an der Langen Straße in Hagenburg bestand.  

Karte des Engelkeschen Grundstücks im 18. Jahrhundert @Nachlass Gessert

A das Wohnhaus

B das Schulhaus

C mein Haus (Hermann Wilhelm Engelke)

D die kleine oder rothe Scheune

E die große Scheune

WIEDENBRÜGGE: Salz und Kohle eng beieiander

Auf dieser Karte (1770) von Johann Chrysostomos Praetaerius ist die “Landweer” mit Salzquelle eingezeichnet – in unmittelbarer Nähe auch die Steinbrüche am Wiedenbrügger Berg. Die viereckigen, schwarzen Flächen könnten den Kohleabbau darstellen. Der eingezeichnete Weg gibt den Verlauf der heutigen Bundesstraße 441 wieder.

Kohle fördern – um Salz zu gewinnen. Diese Kombination ist bereits im 16. Jahrhundert in der Wiedenbrügger Heide angewandt worden. Eine entsprechende Urkunde belegt, dass es sich um einen der ältesten, belegbaren Förderstandorte in der Grafschaft Schaumburg handelte. In Kombination mit der Salzquelle in Wiedenbrügge stand der Kohleabbau entweder in den nahen Rehburger Bergen, oder aber schon damals am Wiedenbrügger Berg.

Die Besitzrechte an der Quelle[1] sollen zumindest zeitweise beim Kloster Loccum gelegen haben. Die Solequelle befand sich auf Flächen im Grenzbereich zwischen welfischen und schaumburgischen Territorien in der direkten Nachbarschaft des seit 1637 befestigten Durchlasses der Schaumburger Landwehr bei „Buschmanns Hauß“[2].

 

HAGENBURG: „Muße und Geld für das Hobby des Kaisers“

Am Hagenburger Kanal liegt die Keimzelle des Hannoverschen Segelsportes

 „Zwischen den grünen Wiesen und dem braunen Kanal führt der Weg weiter, Hagenburg zu, das sich ganz im Grünen zusammenduckt. Im rosenvollen Gasthausgarten hinter hellgrüner Wildweinwand ist ein Platz. Dort kühlen wir uns, bis ein Boot frei wird.“ Es mag das „Deutsche Haus“, oder das „Gasthaus Wilhelmstein“ gewesen sein, wo der müde und erhitzte Wanderer Hermann Löns eingekehrt ist. Genau läßt sich das Geschehen an einem  „Julitag am Steinhuder Meer“ nicht mehr feststellen. Irgendwann, vor dem Ersten Weltkrieg muss sich das zugetragen haben. Die Steinhuder Meer-Bahn, von Wunstorf aus kommend, hatte Touristen nach Steinhude gebracht. Einige von ihnen, darunter auch Hermann Löns, wanderten zu Fuß gen Hagenburg, so gut es geht durch den nassen, sumpfigen Ufersaum gen Hagenburg und den Hagenburger Kanal in Richtung Schloß.

Zu dieser Zeit gehörten die gesamten Hoheitsrechte für das Steinhuder Meer noch der Familie zu Schaumburg-Lippe. Um 1900 betreuten „Fürstliche Matrosen“ den Ausflugsverkehr zum Wilhelmstein noch von Hagenburg aus. Waren genug Interessenten für eine Überfahrt vorhanden, wurde auf dem Dach des Schlosses die Fahne gehisst und ein Auswanderer setzte die Passagiere über. Mit der Eröffnung der Steinhuder-Meer-Bahn und dem Bau des Strandhotels änderte sich die Situation nach und nach zu Ungunsten Hagenburgs gegenüber Steinhude. Die Fürstliche Hofkammer musste reagieren und den Steinhudern das „Fahren auf dem Meer“ erlauben. Während es 1905 erst zehn Genehmigungen gab, waren es 1908 schon 32 Steinhudern erlaubt und 1910 dann 37 Steinhudern.     

„Keimzelle des hannoverschen Segelsports“

Aber auch in anderer Hinsicht war Hagenburg die Keimzelle. Die ersten organisierten Segler hatten sich am 1. April 1906 im Hagenburger Yachtclub zusammen gefunden. Die beiden pensionierten Seeoffiziere Kapitän a.D. Walter und Kapitänleutnant Menger, beide aus Hannover, hatten zusammen mit 15 Gleichgesinnten bei der Hofkammer das „Privileg zur Befahrung“ des Meeres einholen müssen.

Der Bootsschuppen befand sich – vom Ort aus gesehen – links neben dem Kanal gegenüber dem heutigen Yachtclubgelände, die Clubmesse war auf dem Wilhelmstein. Das Clublokal befand sich im Winter im Hotel Battermann in Hannover. Das einzige Kielboot – Rechtfertigung für den stolzen Namen „Yacht-Club“ wurde zwei Jahre später verkauft. Ein Schwertboot vom Flundertyp, sowie zwei Marinegigs genügten fortan für die Fahrten auf der noch sehr einsamen Wasserfläche.  

Erst zwei Jahre später gründete sich der Seglerverein Steinhude, aus dem die Berufssegler schon bald wieder ausschieden und einen dritten Verein gründeten. Zwischen den drei Clubs entwickelten sich freundschaftliche Beziehungen und sie bildeten schon vor dem Ersten Weltkrieg „Wettfahrtvereinigung Steinhuder Meer“.

„Die Schilderung des Vereinslebens in diesen Gründerjahren“, schrieb Hans Langenfeld, „atmeten den Geist des wohlsituierten, aber durchaus nicht protzigen hannoverschen Besitz- und Bildungsbürgertums, das Muße und Geld hatte für ein Hobby, das auch der Kaiser ostentativ pflegte.“ Alle drei Vereine dürften 1914 nicht mehr als 100 Mitglieder gezählt haben.  Zum Hagenburger Yacht-Club gehörten unter anderem die hannoverschen Industriellen Sprengel und Stichweh.

Nachdem 1924 die drei Vereine dem Deutschen Seglerverband beigetreten waren, ließ man sogar die Ausscheidungsregatten für die Olympiade 1928 auf dem Meer austragen. 1934 fusionierten der Hagenburger und der Steinhuder Yacht-Club zum Hannoverschen Yachtclub und baute sein drittes Clubhaus am Maschsee. Die Keimzelle allerdings, das Bootsschuppen am Hagenburger Kanal, wurde später aufgegeben.

Der heutige Hagenburger Yachtclub, der nicht zuletzt zur Unterscheidung Yachtclub „von“ Hagenburg heißt, ist 1969 gegründet worden und mit seinem Yachthafen und dem Clubgelände auf der anderen Seite des Kanals angesiedelt.

AUHAGEN: Schulgebäude von Hase-Schüler Ernst Meßwarb geplant

Schule und Kriegerdenkmal in Auhagen.
Das Foto aus dem Jahr 1932 stammt aus der Auhäger Schulchronik.

Das 1904 fertiggestellte Schulgebäude in Auhagen hat der Rehburger Architekt Ernst Meßwarb geplant. Diese Tatsache ist zwar in der Ortschronik Auhagen erwähnt,  hatte aber noch keinen Eingang in das umfangreiche Werkeverzeichnis der Meßwarbs gefunden.  Die neue Schule ist 1904 eingeweiht worden. Vater Wilhelm und Sohn Ernst Meßwarb wirkten in Rehburg als Architekten. Beide studierten bei Conrad Wilhelm Hase in Hannover, dem Begründer der Hannoverschen Schule. Zahlreiche Bauten in Rehburg und Umgebung, darunter unter anderem einige Dorfschulen, zeigen die Handschrift. Mit dem ehemaligen Gasthaus Buhr gibt es in Auhagen einen weiteren Meßwarb-Bau.

Die Arbeiten der beiden Meßwarbs werden als “Rehburger Baustil” zusammengefasst. 

Mehr zur Auhäger Schulgeschichte auf der Tafel02 der Hagenrunde.

SACHSENHAGEN: Störche können auf dem Schlossturm brüten

Das Nest ist bereitet – die Störche können kommen: Die Stadt Sachsenhagen und die Verantwortlichen des NABU, Ortsgruppe Sachsenhagen, haben schnell gehandelt. Bereits im vergangenen Jahr wurde der Antrag gestellt, auf dem Schlossturm eine Nisthilfe errichten zu dürfen.

Gewichen ist dafür der rund 100 Jahre alte, überflüssige Schornstein. Dieser musste erst gezogen und das Dach soweit wieder hergestellt werden, bis Mitarbeiter der Firma Stelling die Nisthilfe an dem Holzbalken des Dachstuhls verankerten Metallrohres verschrauben konnten.

Seit einigen Jahren hatte ein Storchenpaar versucht, auf dem Dach und dem Schornstein des Schlossturmes zu brüten. Im vergangenen Jahr hatte das Paar sogar Nachwuchs im Nest als ein Sturm das Nest zum Absturz brachte und die Jungen ums Leben kamen. Nicht zuletzt deshalb gab es Bemühungen der Stadt und des NABU, auf dem denkmalgeschützten Gebäude eine Nisthilfe installieren zu dürfen.

Beitrag für die Storchenroute Seeprovinz.

SACHSENHAGEN: Die Suche nach den Amtshäusern

Handelt es sich bei dem großen Haus im Stil der Weserrenaissance südwestlich des Schlossturmes wirklich um das Amtshaus? Oft wird der Beschreibung Amtshaus ein “so genannt” davor gesetzt. Zweifel sind zu Beginn der Suche also angebracht. Und noch eine weitere, entscheidende Frage ist bisher offen: Wann ist es eigentlich gebaut, und von wem?

„SACHSENHAGEN: Die Suche nach den Amtshäusern“ weiterlesen

SACHSENHAGEN: Wie alt ist der Schlossturm?

Für den SCHLOSSTURM ist die Antwort bereits im Jahr 1994 gefunden worden. Eine Studentengruppe der Universität Hannover hat damals unter der Leitung von Dr. Stefan Amt die Eichendielen des Fußbodens in der ersten Etage mit Blick auf das Alter und Fälldatum dendrochronologisch untersuchen lassen.

Die Analyse der Jahresringe hat ergeben, dass die Eichen für den Neu- oder Wieder(?)aufbau im Jahr 1519 gefällt worden sind. Vermutlich ist der Turm im Jahr 1521 fertiggestellt worden.

Die Wissenschaft vom Baumalter liefert eine genaue Jahreszahl. Nun müssen Historiker*innen mit dieser Zahl weiterarbeiten: Welches Ereignis führte bis 1519 erst zur Zerstörung und anschließend zum Neu- oder Wiederaufbau des Turmes?

In diesem Fall bedurfte es keiner langen Suche: 1519 begann mit der Hildesheimer Stiftsfehde der wohl blutigste Regionalkrieg im Gebiet des heutigen Niedersachsens. Zu diesem Urteil ist der Historiker Dr. Stefan Brüdermann gekommen.

Erst sieben Jahrzehnte nach der erbitterten Fehde kam es zu Schadenersatzprozess vor dem Reichskammergericht. Boten wurden losgeschickt, die im früheren Kampfgebiet Erinnerungen sammeln sollten. Nach ihren Schilderungen fertigte der Kartograf Johannes Krabbe 1591 seine Karte “Chorographia der Hildesheimer Stiftsfehde”. Zu dieser Karte schrieb Brüdermann eine historische Erläuterung, die beim Herausgeber des Nachdrucks, dem Landesamt für Landesverfassung und Geobasisinformation Niedersachsen, herunterzuladen ist.

Zwei Menschenalter zwischen dem Kriegsgeschehen und der Karte – Anspruch auf Vollständigkeit kann es also nicht geben. Möglicherweise sind die “Erinnerungssammler” nicht einmal in Sachsenhagen gewesen. So ist es nicht unbedingt verwunderlich, dass der Ort auf der Karte unversehrt erscheint, während Nachbarorte (z. B. Petershagen, Lade) mit den Flammen der Vernichtung umgeben sind.

Johannes Krabbe, CHOROGRAPHIA DER HILDESHEIMISCHEN STIFTSFEHDE 1590

Die Schaumburger hatten am 22. April 1519 das bischöfliche Schloss Petershagen im Sturm genommen. Die Stadt Petershagen hatte der Bischof am Tag zuvor im Flammen aufgehen lassen. Gleich darauf hatte Franz, der Bischof von Minden, 4000 Söldner zusammengerafft und durchzog nun mit diesen die heimatlichen Fluren auf seinem Marsch ins Lüneburger Land. Die Söldner machten mit Rauben und Brennen viele arme Leute. Es wurden alle Schränke aufgebrochen und ihres Inhalts beraubt. Eisenwerk, Äxte, Barten, Sägen und Ackerwerkzeug wurden gestohlen.”

Schaumburg-Lippische Heimatblätter, 1970

Die Ergebnisse des dendrochronologischen Gutachtens sind zitiert in der Turmbeschreibung des Architekten Manfred Röver aus Soldorf, der im Jahr 2000 für die Stadt Sachsenhagen Pläne für eine Renovierung des Gebäudes ausgearbeitet hat. Vom Architekten stammt auch ein weiterer Hinweis: Einige Steine im Untergeschoss sind erkennbar zweitverwertet. Das weist auf einen Wiederaufbau nach den Zerstörungen während der Hildesheimer Stiftsfehde vom Jahr 1519 an hin. Fertig gestellt worden ist er vermutlich im Jahr 1521.